Was ist Haiku

III.   Beispiele - großer Haiku Dichtung
Bambus

 

Matsuo Basho Niemand
   Geht diesen Weg
Im Spätherbst.
(松尾芭蕉 1644 - 1694)
  Die Tempelglocke
   Tönt fern und nah
Am Frühlingsabend.

Niemad merkt.
   Daß sie bald sterben muß,
Die Stimme der Zikade.

Krank von der Reise.
   Laufen durch Berg und Wiese
Träume im Kreise.

Sommergras!
   Alles, was übrig blieb
Von alten Soldatenträumen.
 

Der Stein des Felsengebirges
   Schimmert weißer
Im Herbstwind.

Auf dem harten Zweig
   Sitzt noch eine Krähe
Am Herbstabend.

 

   
Frau Kaga no Chiyo

   (1703 - 1775)
Da mir mein Schöpfeimer
   Von der Ranke der Winde

 geraubt wurde,

Bat ich um Wasser.

Die spezielle Charakteristik kann an diesem Haiku deutlich gemacht werden: An einem Brunnen wuchs eine Winde und wickelte ihre Ranke um den Schöpfeimer. Diese japanische Trichterwinde, die nur am frühen Morgen ihre Blütenkelche öffnet, erregte Mitleid und sollte nicht zerstört werden!

   

Während Bashôs Dichtung Meditation bedeutet, ist die Busons Ästhetik.

Yosa Buson Frühlingsregen!
   Reden und gehen
Zusammen mit Regenmantel und Regenschirm.
(与謝蕪村 1716 - 1783)

Der Nachtigall Stimme
   Tönt langsam weit, -
Und der Tag ist schon vorbei.

Langsam
   Vergehender Frühling
Mit Spätkirschenblüte.

Rapsblumen!
   Mit Mond vom Osten,
Mit Sonne vom Westen.

Frühlingswind.
   Der Uferweg ist so lang,
Das Haus vor mir immer noch so weit.

Im Frühling
   Rollen die breiten Meereswellen
So langsam dem Ufer zu.

 

 

Kobayashi Issa

( 1763 - 1827 )

Komm hierher,
   Spielen wir zusammen,
Du mutterloses Spätzlein.

 

Wie klein ist doch alles!
   Millionenreichtum ist nur
Ein Tröpfchen auf einem Bambusblatt.

Oh!
   Es ist kalt,
Seitdem wir Eltern sind.

Wie würdevoll!
   Ein Frosch betrachtet
Den großen Berg vor sich.

Kurz vor seinem Tod dichtete er:

Von Wanne zu Wanne
   Geht mein Leben
Unverständlich.

 

   
Takebe Sôchô Den Fächer vorzuhalten
   wenn man zur Blütenschau geht:
vor die Nasenspitze
(正岡子規 1761 - 1814)
Mit Reisgarben behängt
   die Äste des alten Baumes -
als blühte er noch einmal
.
Die Dirne hat selbst
   mit dem Strohmantel zu zetern -
erster Winteregen

 

Masaoka Shiki Sommermücken
   fallen tot
auf meinen Bauch
(正岡子規 1867 - 1902)
An allen Häusern
   sind die Türen geschlossen:
Das Dorf im Winter.

Ich dreh mich um -
   der Mann, der mir entgegenkam,
vergeht im Nebel.

Vor dem Tod!
   Doch noch laut
Herbstzikaden.

Herausrudern
   Aus dem Nebelstreifen
Ins weite Meer.

   
Sôseki

Bodenstein
   Sieht man bewegend
Duch das Quellwasser.

( 1865 - 1915)

Werft hinen
   Alle Chrysanthemen
In den Leichensarg.

Seitdem Du mich verlassen,
   Gibt es keine Blumen mehr
In der Welt.

Oh! Kuckuck,
   Wenn Du weinst,
Bitte, am Vollmondabend.

Höre denWindstoß!
   Wer fällt vorher
Die Blätter!

Windstoß!
   Es gibt keine Blätter mehr,
Wenn Du jetzt noch wehst.

   
Unbekannte Dichter Auf das Kopfkissen
   Fällt das Licht
Vom verlassenden Mond.
 

Der stete Tropfen
   Vom Dach
Weckt aus dem Frühlingsschlaf.

Kirschblüte
   Sinkt nieder. -
Doch es bleibt ihr Duft!

Nach dem Regen
   Fällt ein Tropfen -
Grün!

Im großen Raum
   Nur eine Schwertlilie
In einer Wasserschale.

In kurzer Nacht
   Halbschlaf.
Schon Morgen.

Beim Abendgewitter
   Versteckt sich das Kind
Tief im Schrank.

Mein Haar
   Streift die Windglocken.
Ein leiser Klang.

Aus den Tröpfchen
   Scheint das Mondlicht
Am Rande des Blattes.

Unter der schwachen Sonne
   Löst sich das Eis.
Vergessenes Wasser.

Winterbäume
   Stehen einsam
Auf dem Berg.

 

 

 

Bambus